Mit dem Waldverein im Aubachpark: (v. l.) Rudolf Eichberger (Markierer), Frank Reinel (Inklusionsbeauftragter), Marion Thätter (Phoenix), Dieter Klocke (Markierer), Wolf Rüdiger Reiserer (Vorstand Waldverein), Hans Peutler (Para-Schwimmer), Karl-Heinz Albert (Vorstand Waldverein) Foto: Angelika Sauerer
Mit seiner Idee rannte der Waldverein buchstäblich offene Türen ein: Das Stadtgartenamt und das Ordnungsamt unterstützten das Vorhaben, Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und der Inklusionsbeauftragte der Stadt, Frank Reinel, befürworteten es ausdrücklich. Genehmigungen wurden eingeholt und Schilder gedruckt. Der Weg wurde auf seine Rollstuhltauglichkeit geprüft, digitalisiert und in den Bayern-Atlas integriert; demnächst wird er auch über die Hompage des Waldvereins abrufbar sein. Dann zogen die beiden Markierer Dieter Klocke und Rudolf Eichberger mit Pinsel, Farbe und Aufklebern bewaffnet los, um ihre Marken zu setzen: Die rote Raute auf weißem Grund kennzeichnet den 3,5 Kilometer langen Weg.
Biber und Schwefelquelle
Der Pfad führt in dem weitläufigen, naturnahen Park am Aubach und Islinger Mühlbach entlang durch Wiesen und Waldstücke. Man passiert eine vor 100 Jahren entdeckte Schwefelquelle, in der sich einzigartige Mikroorganismen tummeln, sieht mit etwas Glück einen Biber in Aktion oder Rehe in freier Wildbahn. Vom Papsthain aus geht der Blick zur Papstwiese und zum Papstkreuz hinüber. Start und Ziel des Rundwegs liegen am Spielplatz an der Kirchfeldalle/Ecke Jupiterstraße, direkt an der Bushaltestelle Römerstraße der Linie 7. Im Bistro gegenüber kann man einkehren; die Toilette dort ist barrierefrei. Parkmöglichkeiten gibt es ebenfalls im näheren Umkreis – alles Kriterien, die berücksichtigt werden müssen, erklärt Karl-Heinz Albert.
Am ersten Testgang beteiligte sich geballte Kompetenz in Sachen Barrierefreiheit. Der Inklusionsbeauftragte Frank Reinel, Rechtsanwalt und Hobby-Schiedsrichter, hatte schon zahlreiche Fußballplätze unter den Reifen. Sein Fazit: „Das ist ein sehr schöner Weg, der das Angebot in Regensburg erweitert.“ Barrierefreiheit bringe nicht nur Menschen mit Behinderung etwas, sondern zum Beispiel auch Personen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, so Reinel.
Das unterstreicht auch Rupert Karl vom Seniorenbeirat. „Auch ältere Menschen können hier ein Stück freie Natur genießen“, sagte er und bedankte sich bei den Vertretern des Waldvereins für ihre Initiative.
Ausflugsziel für Kinder
Michaela Hagner und Gaby Horn von der Beratungsstelle Oberpfalz der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft schmieden schon Pläne: „Diesen Weg werden wir ganz sicher mit unserer MS-Wandergruppe besuchen.“
Und auch Miriam Schnabl, Internatsleiterin des Pater-Rupert-Mayer-Zentrums, kann sich den Aubachpark als Ausflugsziel für die Kinder und Jugendlichen ihrer Einrichtung vorstellen. „Genau so etwas suchen wir immer wieder. Der Weg ist abwechslungsreich und zum Großteil gut befahrbar“, sagt sie. An manchen Stellen könnte es jedoch schwierig werden, denn einige Rollstühle seien sehr groß, meint sie. Tatsächlich stellt die kleine Steigung vor dem Papsthain ein Hindernis dar, das nicht jeder Rollstuhl gleich packt.
Während Hans Peutler die Stelle ohne erkennbare Anstrengung meistert, dreht bei Marion Thätter von Phoenix e.V., einer Netzwerkerin in Sachen Inklusion, im groben Schotter das Vorderrad durch. „Da werde ich mal anregen, ob man das Stück vielleicht asphaltieren kann“, sagt Frank Reinel. Bei griffigem Untergrund dürfte die Passage kein Problem mehr darstellen.
Hans Peutler, der erfolgreichste Para-Schwimmer Regensburgs, wohnt in Burgweinting. Er sei eigentlich kein passionierte Spaziergänger, sagt er. Den Park vor seiner Haustür habe er erst zu Coronazeiten für sich entdeckt. „Man konnte ja nichts anderes tun.“ Aber vielleicht wird man ihn dort jetzt öfter antreffen – und nicht nur im Westbad.
Hier der Originalartikel zum Download.
(Artikel vom 23.07.2022 / südlicher Landkreis Regensburg)
Der Max-Schultze-Steig stand am Anfang der Entwicklung – Aktive Mitglieder werden dringend gesucht
VON ANDREA LEOPOLD
Landkreis. Manch wertvolle Aufgabe für die Gemeinschaft findet im Verborgenen statt, hat ihren Ursprung im Unbekannten und wird von den Zeitgenossen nicht so richtig wahrgenommen. Ein solcher Fall ist die Arbeit des Waldvereins e.V. Regensburg. Bereits seit 1902 betreut, pflegt und markiert er im Umland von Regensburg und bis weit in die angrenzenden Landkreise hinein ca. 220 Strecken- und Rundwanderwege mit einer Gesamtlänge von ca. 1500 Kilometern.
Die „Wegemarkierer“ arbeiten ehrenamtlich, um alle notwendigen Arbeiten für die Wanderinfrastuktur in dieser Region fachgerecht zu erfüllen. Vor ein paar Wochen wurde nun dem Waldverein im Zuge der Gespräche um die MTB-Problematik vom Naherholungsverein die sehr gute Frage gestellt: „Wer gab Euch eigentlich den Auftrag, Wanderwege zu markieren?“
Zündimpuls für Tourismus
Eine Frage, die den Vorstand ins Grübeln brachte. „Da waren Forschergeist und ein Rückblick in unsere Chronik nötig, um auf diese Frage antworten zu können“, sagt Wolf Rüdiger Reiserer, Vorstand des Waldvereins. Er musste auf die kulturellen und industriellen Entwicklungen bis zum letzten Drittel des 19. Jahrhunderts im Raum zurückgreifen.
Im Zuge der Industrialisierung Mitteleuropas wurde der Wunsch, sich den Belastungen der neuen Arbeits- und Lebensbedingungen zu entziehen und die verloren geglaubte Natur zurückzugewinnen, immer drängender. Er mündete unter anderem in der Gründung von Gebirgs-, Wander- und Verschönerungsvereinen.
Der Waldverein Regensburg e. V. gründete sich 1902 genau in dieser Zeit. Dort liegt auch der Zündimpuls für den Tourismus. Jedoch brachte ein guter alter Bekannter unserer Region, der Oberbaurat Max Schultze, letztlich den Anstoß für die Aneignung der Waldwege. „Er war auch Mitglied im Waldverein und hat diese Felsen bei Sinzing Anfang des 20. Jahrhunderts gekauft, bevor dieser als Steinbruch genutzt werden konnte. Damals weideten dort Kühe, Schafe und Ziegen auf der Trockenwiese. Er hat uns animiert, dort und am Hanslberg ein Grundstück zu kaufen.“
Der Waldverein fing an, den Max-Schultze-Steig zu markieren, stellte Bänke und Geländer auf. Die Pioniere begannen Wege anzulegen, Tourismusverbände entstanden. „Das waren Menschen, die die Natur geliebt haben“, weiß der Vorstand. Schon ein Jahr nach seiner Gründung wurde der erste Wanderführer in die Umgebung von Regensburg herausgegeben.
In seiner 120-jährigen Geschichte ist der Verein gerade dabei, die zwölfte Auflage des Wanderführers aufzulegen. „In letzter Zeit schießen Reise- und Wanderführer über alle Wanderregionen in Bayern wie Pilze aus dem Boden. Die Reiseschriftsteller dieser Bücher machen sich sicherlich keine Gedanken darüber, wer das großartige Wanderwegenetz angelegt, unterhält und markiert“, sagt Reiserer. „Uns ist nichts bekannt, dass sich bis heute einer dieser Personen bei einem Gebiets-, Wald- oder Wanderverein in irgendeiner Weise bedankt hat.“
Die fünf Burgensteige mit einem Wegenetz von mehr als 200 Wanderkilometern mitten im Herzen Bayerns und allein sieben Fernwanderwege – Jakobs-Weg, Donau-Panorama-Weg, Europäischer Fernwanderweg E8, Wolfgangs-Weg, Main-Donau-Weg, Oberpfalz-Weg und Kötztinger-Weg – führen durch Regensburg oder tangieren die Stadt.
Weniger Ehrenamtliche
Oft haben die fleißigen Wegemarkierer mit Unbill zu kämpfen: „Manchmal ist es einfach das Wetter, die saisonalen Stürme mit Hagel und Starkregen, die durch unsere Wälder wüten und Bäume und damit auch Weghinweisschilder zerstören. Manchmal sind es auch Souvenirjäger, die Schilder abschrauben und mitnehmen, aber es gibt auch solche, die nur auf Zerstörung aus sind und die Schilder ein paar Meter weiter wegwerfen.“ Dies sei eher einfältig und vor allem ärgerlich.
Und die Zahl der Ehrenamtlichen geht zurück. Viele, die sich lange Zeit engagiert haben, sind in die Jahre gekommen. Der Waldverein sucht deshalb dringend aktive oder fördernde Mitglieder, die die ehrenamtliche Arbeit draußen in der Natur unterstützen. Das kann entweder eine Wegepatenschaft für einen Wanderweg sein oder auch die Tätigkeit als Markierer.
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Deuerling. Zu seinem 70. Geburtstag hatte der Waldverein Regensburg eine Überraschung für Wanderführer Hermann Grötsch. Bei der Einkehr nach einer ausgedehnten Wanderung überraschte der 1. Vorsitzende des Waldvereins Wolf Rüdiger Reiserer den altgedienten Wanderführer Hermann Grötsch bei der Rast im Brauereigasthof Goss in Deuerling, wo die Wandergruppe zum Mittagessen einen Stopp einlegte.
Als Geschenk überreichte der Vorsitzende einen teilbaren Gebirgswanderstock aus der Naturwurzel der Edelkastanie. „Des g’freit mi ganz narrisch, mit dem G’schenk hast Du den Nagel auf’n Kopf troffen und zwar mitten in der Mitt“, freute sich der Gratulant.
Der Vorsitzende bedankte sich bei seinen Wanderführer für das ehrenamtliche Engagement beim Waldverein, denn solche Wanderungen – auch wenn sie nur über kurze Distanzen gehen – erfordern eine Menge Vorbereitung.
Hermann Grötsch ist seit 2015 als ehrenamtlicher Wanderführer beim Waldverein Regensburg und auch als „Vorstand Sachgebiet Wandern und sportliche Aktivitäten“ im Amt. Im März hat er seine Arbeit als Vorstand aufgegeben, um sich jetzt intensiv dem Wandern zu widmen. Er hat aber dafür eine weitere ehrenamtliche Tätigkeit vom Vorstand „Wege und Naturschutz“ bekommen.
Bei seinen Wanderungen überprüft er nebenbei die Beschilderung der Wanderwege des Waldvereins, denn durch Natureinflüsse, Unwetter, Wegeumlegung und auch Vandalismus werden Schilder beschädigt oder gehen verloren. Sie werden dann von fleißigen Wegemarkierern wieder ersetzt. Die nächsten Wanderungen werden auf der Homepage des Waldvereins Regensburg unter www.waldverein-regensburg.de/aktiv/wandern und in der MZ angekündigt. Die junge Influencerin Lena veröffentlicht die Wanderungen unter #waldverein.
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