2. Entwicklung, Betrieb und Erscheinungsbild der Sektion

Die Vereinsgründung fand in Regensburg und Umgebung ein lebhaftes Echo. Bereits am 6. März 1903, dem Zeitpunkt der ersten ordentlichen Mitgliederversammlung, hatten sich 246 Mitglieder dem Verein angeschlossen. 1904 stieg ihre Zahl auf 388, im Jahre 1905 auf 485 an, ein Stand, der bis 1908 etwa gleich blieb. 1909 wurde mit 521 Mitgliedern die Grenze des halben Tausend überschritten, die auch in den Kriegsjahren gehalten werden konnte. Der höchste Stand wurde 1914 mit 569 erreicht. Ende 1918 gehörten noch 501 Mitglieder dem Verein an. Die beträchtliche Anhebung der Mitgliederzahl im Jahre 1909 scheint durch eine umfangreiche Werbung erreicht worden zu sein.

Die Gründung des Vereins hat offenbar vor allem die führende Schicht der Stadt angesprochen. Die Mitglieder gehören ihr und dem - überwiegend gehobenen Mittelstand fast ausschließlich an: die Bürgermeister der Stadt, kgl. Kommerzienräte, höhere Beamte, Handwerksmeister, kgl. Hofräte, Kaufleute, Fabrikbesitzer, Richter, Ärzte, Rechtsanwälte, nur einige wenige Angestellte und Beamte des mittleren Dienstes. Mit Stolz wird im Jahresbericht 1907 vermerkt, dass das Mitglied des Vereins Regierungspräsident Ritter von Brettreich zum bayerischen Innenminister ernannt worden sei. Wenn in der Mitgliederliste kein Arbeiter zu finden ist, so mag das auch mit dem etwas hohen Jahresbeitrag von 4,- Mark zusammenhängen.

Für den Verein tätig war die politische und gesellschaftliche Spitze der Stadt allerdings nicht. Das waren Persönlichkeiten des gehobenen bis einfachen Mittelstandes. Die Zahl der aktiven Mitarbeiter war nicht groß. Einige wenige Namen erscheinen immer wieder. Die Beteiligung an der Mitgliederversammlung ging nicht sehr weit. Die Zahl von 30 wurde nur dreimal überschritten, 1903 und 1912 mit je 33 und 1914 mit 38 Teilnehmern. 1906 und 1907 kamen nur jeweils 13, im Jahre 1909 nur 15 Mitglieder zur Jahresversammlung.

Das Interesse der Jugend am Wandern wird zwar im Zehnjahresbericht von 1912 hervorgehoben. Bei der Sektion bestand jedoch keine Jugendgruppe. Aus den Berufsangaben im Mitgliederverzeichnis vom 1.2.1906 lässt sich nur in zwei oder drei Fällen auf die Zugehörigkeit zur jüngeren Generation schließen. Die Betreuung der Mitglieder spielte im Verein eine nachrangige Rolle. Seine Zielsetzungen waren auf landschaftliche Erschließung und auf Verbesserung des Fremdenverkehrs gerichtet, wobei wirtschaftliche Gesichtspunkte, wie in den Jahresberichten mehrfach hervorgehoben wird, eine wesentliche Rolle spielten.

Die Vereinsarbeit war von eindrucksvoller Intensität und erstaunlichem Umfang. Der Hauptaufgabe, der Aufschließung der landschaftlichen Schönheiten der Umgebung Regensburgs, diente die Markierung von Wanderwegen, die der Verein unverzüglich mit ungewöhnlicher Tatkraft in Angriff nahm. Daneben wurden Wegebauten durchgeführt. Der Bau eines Aussichtsturmes auf dem Jugenberg wurde mehrere Jahre betrieben. Schon 1903 wurden 32 Wanderlinien und 13 Nebenlinien markiert. Die Gesamtstrecke der markierten Wege - die 1905 markierte Route Wörth - Kötzting eingeschlossen - erreichte 1906 eine Länge von 642 km. 1907 kamen 83 km hinzu. Vom Jahre 1908 an wurde das markierte Netz nur noch in geringem Umfang erweitert. Man beschränkte sich auf Überholungs- und Erneuerungsarbeiten, die einen großen Zeitaufwand verursachten. 1913 waren 762 km markiert. Eine wesentliche Ausweitung auf 835 km wurde erst wieder 1914 durch die Eröffnung der Bahnlinie Wutzlhofen - Falkenstein (am 22. Dezember 1913) veranlasst. Im Jahre 1916 erreichte das markierte Wegenetz eine Ausdehnung von 866 km. In den ersten zehn Jahren der Vereinstätigkeit wurden mehr als 2.100 Wegetafeln angebracht, 43 eiserne und 30 hölzerne Ruhebänke aufgestellt und 15 Wegebauten - darunter der Alpine Steig Eilsbrunn - Schönhofen, der Max-Schultze-Steig, der Prüfeninger Weg - durchgeführt.

Welcher Weg zuerst markiert wurde, ist den Unterlagen nicht mit Zuverlässigkeit zu entnehmen, doch dürfte dies die Hohe Linie gewesen sein; denn dort sollten die von Malermeister Häring in der Mitgliederversammlung am 6.3.1903 vorgelegten Markierungsmuster erprobt werden. Markiert wurde mit einem breiten farbigen, horizontalen Strich mit weißer Einfassung oben und unten. Markierungsfarben waren vor allem rot und grün, auch blau und gelb. Ab 1905 wurde eine der weißen Einfassungen weggelassen. Finanziell zu bewältigen waren, so wurde im Jahresbericht hervorgehoben, die Markierungsarbeiten und Wegebauten nur durch den weitestgehenden ehrenamtlichen Einsatz mit Unterstützung nur durch eine bezahlte Hilfskraft. Es mag sein, dass hier der im Protokoll über die Mitgliederversammlung von 1903 erwähnte Vereinsdiener eine Rolle gespielt hat. Die Kosten der Neumarkierung werden mit 3,27 Mark/km, die der Instandsetzung mit 0,65 Mark/km angegeben.

1908 wurde ein neues Markierungssystem ausgearbeitet. Unterschieden wurde zwischen Hauptlinien, Seiten-, Neben-, Quer- und Sacklinien. Als Markierungsfarben wurden nur noch rot und grün verwendet. Auf weißem, rechteckigem Grund wurden für Haupt- und Seitenlinien spitze Dreiecke markiert, wobei nur die Spitze weiß ummalt wurde. Sie wies immer zum Ausgangspunkt hin. Für Neben- und Querlinien wurden breite farbige, horizontale Striche auf weißem Feld verwendet, wobei die weiße Einfassung wie früher nur oben und unten vorgesehen war. Für Sacklinien wurde ein farbiger Punkt in weißem Feld genommen. Das System wurde in einer kleinen Schrift "Grundsätze für die Wegemarkierung der Waldvereinssektion Regensburg und Anleitung zu deren Ausführung" erläutert, die vom Verein herausgegeben wurde. Mit ihr sollten vor allem andere Vereine angeregt werden, einheitlich zu markieren. Anerkennung wurde zuteil vom Zentralausschuß des Hauptvereins, vor allem aber vom Nordbayerischen Verkehrsverein, der die "Grundsätze" seinen Mitgliedern mitteilte und zur Übernahme empfahl. Die Anerkennung des Zentralausschusses ging nicht so weit, dass er sich entschloss, die Wegemarkierung nach dem Vorschlag der Sektion Regensburg nach einheitlichen Gesichtspunkten im ganzen Waldvereinsgebiet zu veranlassen. Die Sektionen Falkenstein und Spiegelau übernahmen das Regensburger System, ferner die Verschönerungsvereine Riedenburg und Schmidmühlen - so der Jahresbericht 1910. Das Gleiche wird für die Nachbarsektion Wörth gelten.

Die Erschließungstätigkeit des Vereins wurde nicht nur günstig aufgenommen, vor allem nicht von manchen von der Markierungsarbeit betroffenen Grundstückseigentümern. Die Beschädigung und Zerstörung von Wegezeichen, von Ruhebänken und Schutzgeländern beeinträchtigten die Arbeit des Vereins erheblich. In einer Entschließung vom 10.6.1906 sah sich die Kreisregierung veranlasst, auf die Strafbarkeit der Zerstörung von Markierungen, Wegweisertafeln etc. hinzuweisen und den Widerstand der Grundstückseigentümer anzuprangern, wo doch Markierungen zur Ordnung des Wanderverkehrs beitrügen. Diese Bekanntmachung wie auch die alljährlichen entsprechenden Hinweise des Vereins zeigten jedoch wenig Wirkung. Gab man sich im Jahre 1903, als die ersten Beschädigungen und Zerstörungen auftraten, noch der Hoffnung hin, es handle sich nur um eine anfängliche Erscheinung, die mit zunehmender Gewöhnung der Öffentlichkeit an die Tätigkeit des Vereins verschwinden würde, so musste man bald erkennen, dass man es hier mit einem Dauerübel zu tun hatte. Die Aussetzung von Belohnungen in Höhe von 10 bis 20 Mark für die Ermittlung von Beschädigungstätern vom Jahre 1910 war ein Schlag ins Leere. Besonders schlimm waren die Beschädigungen und Zerstörungen im Jahre 1914, wo allein im Gebiete zwischen Alling und Kelheim 50 Wege- und Ermahnungstafeln heruntergerissen wurden.

Der Aufschließung der Regensburger Umgebung dienten ferner die von der Sektion herausgegebenen Karten mit den eingetragenen Wanderwegen. Schon 1903 wurde eine Orientierungskarte mit den bis dahin markierten Wegen herausgebracht, die den Mitgliedern kostenlos überlassen wurde. Sie war bald vergriffen. 1904 entschloss man sich, das Markierungsgebiet in vier Blättern aufzunehmen:

  • Blatt I West, ausgegeben 1904

  • Blatt 11 Nordwest, ausgegeben 1906

  • Blatt III Ost und Nordost, ausgegeben 1905

  • Blatt IV Süd, ausgegeben 1907

Die Blätter I, III und II wurden nach Überarbeitung 1910, 1912 und 1914 neu herausgebracht. Blatt I wurde erstmals im Maßstab 1:20.000, alle weiteren Blätter im Maßstab 1:50.000 ausgegeben. Beigefügt waren eingehende Wegebeschreibungen, für die bei der Neuausgabe von Blatt III im Jahre 1912 ein Umfang von 104 Seiten, bei Blatt II im Jahre 1914 ein Umfang von 91 Seiten mit 4 Ansichten angeführt wird. Hinweise auf geschichtliche, geologische und botanische Merkwürdigkeiten ergänzten die Darstellungen. Insgesamt vollständige Wanderführer für die Umgebung von Regensburg. 1912 wird erstmals Max Kappelmeier als Kartenreferent genannt. Als Bearbeiter der Auflage von 1914 werden Franz Kerschensteiner, Georg Lorch und Eugen Wiedamann, als Verfasser von Beiträgen Hofrat Dr. Brunnhuber (geologische Notizen), Anton Mayer (floristische Mitteilungen), Dechant Klob (kunstgeschichtliche Abhandlungen), als Bearbeiter der Karten Max Kappelmeier angeführt. Die Bearbeiter früherer Ausgaben blieben ungenannt.

Für den Bereich der Wegemarkierung Wörth - Kötzting wurde im Jahre 1905 eine Kartenskizze 1:100.000, zur Kreisausstellung 1910 in einer Auflage von 11.000 Stück eine kleine Orientierungskarte im Maßstab 1:375.000 herausgegeben, welche die 19 lohnendsten Ausflüge in die Umgebung von Regensburg mit den entsprechenden Markierungsfarben aufzeigte - "eine kartographische Kurzdarstellung" des von der Sektion markierten Wanderwegenetzes. Diese Karte wurde an die Besucher der Ausstellung verteilt. Im Jahre 1912 kam für das Gebiet des Jugenberges eine Spezialkarte Maßstab 1:200.000 heraus und noch im Jahre 1916 ein Kärtchen für den neu erschlossenen Falkensteiner Bereich mit einer Darstellung der Markierungslinien mit Entfernungsangaben.

Kartographische Orientierungstafeln wurden 1905 an der Endhaltestelle der Straßenbahn in Prüfening, bei der Brauerei Röhrl in Eilsbrunn und am Bahnhof Etterzhausen, 1913 an den Bahnhöfen Alling und Kelheim aufgestellt. Ihr Zustand wurde laufend überprüft. Die 1905 aufgestellten Tafeln wurden 1910 erneuert.

Nicht so unmittelbar wie bei der Aufschließung der Umgebung von Regensburg konnte die Sektion bei ihren weiteren satzungsmäßigen Bestrebungen wirken, die Kenntnis des Bayerischen Waldes zu erweitern und seine Bereisung zu erleichtern. Die von der Mitgliederversammlung am 6.2.1917 beschlossene Satzung sieht daher nur noch vor, "im Anschluss an den Waldverein (Gesamtverein) an der Erschließung des Bayerischen und Böhmerwaldes mitzuarbeiten und deren Bereisung zu erleichtern". Immerhin waren die Anstrengungen der Sektion auch insoweit bedeutend genug. Häufig gingen sie Hand in Hand mit dem Einsatz für die Regensburger Umgebung. Die Sektion bemühte sich bei der Eisenbahnverwaltung um die Verbesserung des Ausflugsverkehrs um Regensburg, aber auch in den Bayerischen Wald hinein. Sie war bereits seit 1905 Mitglied des Nordbayerischen Verkehrsvereins, dessen Aktionen für den Bayerischen Wald sie unterstützte. Im Jahre 1906 beteiligte sie sich an der Verbreitung einer Propagandaschrift "Sommerfrischen des Bayerischen Waldes", in die aus der Regensburger Gegend die Orte Eilsbrunn, Etterzhausen, Gut Hermannsberg, Hof am Regen, Nittenau, Marienthai, Regenstauf und Wörth aufgenommen wurden. Im selben Jahr trat die Sektion dem neu gegründeten Oberpfälzer Verkehrsverband bei. Ihr 1. Vorsitzender wurde Vertreter der Waldvereinssektionen im Verband. Eine Mitgliedschaft im Südbayerischen Verkehrsverein wurde 1907 wieder aufgegeben, weil die Regensburger Belange zu wenig berücksichtigt wurden. Die Sektion besorgte jedoch Vervielfältigungen einer Schrift des Vereins zur Hebung des Fremdenverkehrs in München und Umgebung sowie im bayerischen Hochland "Ratschläge für Hotelbesitzer, Pensionsinhaber und Wirte" und gab sie an die Brauereibesitzer und Wirte ihres Arbeitsgebietes hinaus.

Wenig erfolgreich war eine Aktion im Jahre 1906 zur Herausgabe von Postkarten mit Ansichten aus der Umgebung von Regensburg. Die erste Serie von 20 Stück begegnete so wenig Interesse, dass die Aktion im folgenden Jahr eingestellt wurde. Das gleiche Schicksal erlitt die Herausgabe von Reklamemarken im Jahre 1913 zur Touristenwerbung. Sie fand zwar eine gute Presse, der Verkauf der ersten beiden Sätze zu je 12 Stück war jedoch unbefriedigend, sodass auch diese Unternehmung wieder abgebrochen wurde.

Von besonderer Bedeutung waren die von der Sektion in der Zeit vom 25. Februar bis 12. März 1906 in den Räumen des Kunstvereins Regensburg veranstaltete "Ausstellung künstlerischer Motive aus Regensburg und seiner weiteren Umgebung" und ihre Beteiligung an der Oberpfälzer Kreisausstellung 1910. Das Interesse für beide Ausstellungen war recht lebhaft. 1906 kamen etwa 1.200 zahlende Besucher. 63 Aussteller beteiligten sich. Gezeigt wurden 718 Fotografien, 152 Ölgemälde, 76 Zeichnungen, 82 Aquarelle, 4 Tableaus und 2 Alben. Fotografien, die sich zur Herstellung von Ansichtskarten, von Reklameplakaten und dergleichen eigneten, wurden mit Preisen von zehn bis zwölf Mark prämiert. Auf der Kreisausstellung wurden neben Ansichten aus der näheren und weiteren Umgebung von Regensburg (Aquarelle, Ölgemälde, Fotografien) Umgebungskarten gezeigt, ferner Markierungswerkzeuge und Markierungsmaterial sowie Ruhebänke zur Schau gestellt.

Im Jahre 1908 stellte die Sektion gemeinsam mit der Stadtverwaltung und dem Oberpfälzer Fremdenverkehrsverband im Regensburger Rathaus eine von dem Amberger Seminarlehrer Dinges gefertigte Reliefkarte des Bayerischen Waldes aus.

Die Ausstellung von 1906 wurde nicht nur in der örtlichen Presse, sondern auch in der Zeitschrift "Tourist" des Verbandes deutscher Touristenvereine anerkennend gewürdigt. Diese meinte, die Ausstellung sei insofern ein Novum, als hier wohl zum ersten Mal ein Touristenverein die Kunst in den Dienst seiner eigenen Ideale gestellt habe. In einer Entschließung vom 7.6.1906 nimmt die kgl. Kreisregierung die Ausstellung zum Anlass, auf die Schönheiten der Oberpfalz und der Umgebung von Regensburg hinzuweisen und eine verstärkte Förderung des Fremdenverkehrs anzuregen. Auch in einer weiteren Entschließung der Kreisregierung vom 10.8.1906 werden die Bestrebungen insbesondere der Waldvereinssektionen zur Erschließung der Naturschönheiten gewürdigt.

Mit Genugtuung stellt der Jahresbericht 1913 fest, dass ein im selben Jahr im Bibliographischen Institut in Leipzig erschienener "Führer durch den Bayerischen und Böhmerwald" zum großen Teil von einem Vorstandsmitglied der Sektion bearbeitet worden sei. Der Führer enthielt Hinweise auf die Markierungen des Vereins, auf seine Karten, ferner Angaben über die wichtigsten und lohnendsten Ausflüge in der Umgebung von Regensburg.

Die Verpflegungs- und Unterkunftsverhältnisse in den Gastwirtschaften des Arbeitsgebietes lagen im Argen. In den Jahresberichten der Sektion von 1906 und von 1908 wurden sie nachdrücklich beanstandet; eine Verbesserung wird gefordert. Im Bericht von 1908 werden die Sektionsmitglieder aufgerufen, bei Ausflügen nur saubere Wirtschaften mit guter Verpflegung aufzusuchen. Die Konkurrenz werde dann die rückständigen Wirte zwingen, den bisherigen Schlendrian aufzugeben und auf eine Verbesserung Bedacht zu nehmen.

Mit Recht hebt der Jahresbericht 1913 die "rastlosen Bestrebungen" der Sektion zur Erschließung der landschaftlichen Schönheiten der Umgebung Regensburgs hervor, die "allenthalben Früchte zeigten". Der Bericht stellt einen zunehmenden Wanderverkehr, besonders aus Nürnberg, und eine wachsende Sommerfrischenfrequenz fest. Der Absatz von Fahrkarten an den Bahnhöfen der Regensburger Umgebung habe sich häufig verdoppelt, zum Teil vervielfacht. Die Sektion führt dies auf ihre Aktivitäten zurück. Besonders angelegen sein ließ sie sich die Förderung des Wintersports, wobei das Rodeln im Vordergrund stand. Auf ihre Anregung wurden bei Eilsbrunn von dem Brauereibesitzer Röhrl und bei Matting Rodelbahnen angelegt.

Von besonderer Bedeutung waren die vom Winter 1907/08 an bis zum Winter 1913/14 organisierten Wintersportzüge nach Eisenstein, Zwiesel, Ludwigsthal und Lam. Der erste Zug kam am 3. Januar 1908 zustande, dem noch im Januar und im Februar desselben Jahres zwei weitere folgten. Es bedurfte dazu längerer Verhandlungen mit der Staatsbahn. Hemmend war die der Sektion auferlegte Garantie der Beteiligung von mindestens 100 Personen allein aus Regensburg, die Zusteigenden aus Straubing und Plattling nicht gerechnet. Mit Bedauern wird im Jahresbericht 1909 darauf hingewiesen, dass die K.K. Staatsbahndirektion Pilsen in der Zeit vom 1. Dezember 1909 bis Ende März 1910 auf der Strecke Pilsen - Eisenstein zwölf Sonderpersonenzüge ohne Rücksicht auf die Frequenz abgefertigt habe.

Der Zuspruch war zunächst sehr lebhaft: 1908 und 1909 pro Zug durchschnittlich 166 Personen aus Regensburg, ließ dann aber nach. Vom Jahre 1911 an kam nur noch ein Zug je Winter zustande. Die Beteiligung in den Wintern 1907/08 und 1908/09 soll in Regensburg höher gewesen sein, als in München, wo nur je 106 Personen durchschnittlich Wintersportzüge benützt haben sollen. Zu Anfang des Jahres 1912 fiel die Beteiligungsgarantie weg. Der letzte Wintersportzug von Regensburg in den Bayerischen Wald fuhr am 18.1.1914 mit 87 Teilnehmern aus Regensburg und 26 aus Straubing. Um die Organisation dieser Züge hat sich besonders Hans Rehm, 2. Vorsitzender der Sektion ab 1912, verdient gemacht. Wertvolle Unterstützung leistete der Vorsitzende des befreundeten Wintersportvereins Straubing, der kgl. Amtsrichter Fumian. Für seinen Verein waren die Wintersportzüge besonders wichtig.

Nach mehrjährigen Bemühungen konnte am 10.9.1912 die Eröffnung des Haltepunktes Matting auf der Bahnstrecke Regensburg - Ingolstadt erreicht werden. Die Umlegung mehrerer Wanderlinien wurde dadurch erforderlich.

Die Sektion ist zwar auch als Wander- und Touristenverein angesprochen worden, doch bezeichnet sie sich selbst nicht als solchen. Sie ist es vor dem 1. Weltkrieg auch nicht gewesen. Organisierte Wanderungen werden in den Jahresberichten zeitweise überhaupt nicht, im Übrigen nur in geringem Umfang vermerkt, am häufigsten noch im Jahre 1903, dem ersten Jahr nach der Vereinsgründung. Zwar waren nach dem Protokoll über die Mitgliederversammlung vom 6. März 1903 ab April Sektionstagesausflüge vorgesehen, aber "außer einer Reihe kleinerer Nachmittagstouren und einiger kleinerer Schneeschuhausflüge in die nähere Umgebung" kamen nur fünf Sommer- und zwei Winterausflüge zustande. Die beiden Wintertouren - zum Teil mit Schneeschuhen - und einer der Sommerausflüge führten in den Bayerischen Wald, zum großen Arber und zum großen Falkenstein, die weiteren Sommerunternehmungen in die Umgebung von Regensburg, ins Regental bei Stöfling und zum Jugenberg, nach Weltenburg und Essing, zweimal gemeinsam mit der Sektion Wörth in die Gegend von Frauenzell. Es kennzeichnet die damaligen bescheidenen Verhältnisse, dass auch sie als größere Ausflüge bezeichnet wurden. Im Jahresbericht von 1904 wurden noch zwei, in den Berichten von 1905 bis 1907 keine Ausflüge mehr vermerkt. "Mehrfachen Wünschen entsprechend wurde im Mai 1908 ein Ausflug nach Marienthai veranstaltet", gemeinsam mit den Sektionen Regenstauf und Schwandorf. Der Jahresbericht vermeldet, dass trotz schwacher Beteiligung vor allem bei den Einkehren in Marienthai und Haidhof die Stimmung recht animiert gewesen sei. Für die Jahre 1909 bis 1913 wird nur von einem Ausflug jährlich in die Umgebung von Regensburg berichtet. 1913 fand zusätzlich ein "Herbstspaziergang" im Laabertal statt. 1914 - noch vor Ausbruch des Krieges-fuhr man weiter fort, in den "Nordgau" (Hirschwald bei Amberg, Lauterach- und Taubenbachtal). 1915 wurde wegen der Kriegsverhältnisse von allen internen Veranstaltungen, auch von Ausflügen, abgesehen. Das Wanderbedürfnis scheint jedoch - gerade in der Kriegszeit - so groß gewesen zu sein, dass Der Naturschutz gehörte zunächst nicht zu den satzungsmäßigen Aufgaben der auf Wunsch der Mitglieder 1916 vier und selbst 1917 zwei Wanderungen in die Umgebung von Regensburg durchgeführt wurden. Der Zehnjahresrückblick von 1912 rechnet solche Unternehmungen dem geselligen Leben zu.

Der Naturschutz gehörte zunächst nicht zu den satzungsmäßigen Aufgaben der Sektion. Es ergab sich aber von selbst, dass bei der Erschließung der Umgebung Regensburgs für den Ausflugs-, insbesondere für den Wanderverkehr ihm zuzurechnende Fragen alsbald auftraten. Die Mitgliederversammlung hat daher schon am 24.2.1904, also ungefähr ein Jahr nach Aufnahme der Vereinsarbeit, beschlossen, neue Statuten ausarbeiten zu lassen, was im Laufe des Jahres geschehen ist. Am 6.2.1905 wurden sie von der Mitgliederversammlung verabschiedet. Sie sehen insbesondere eine Erweiterung des Vereinszweckes auf den Schutz der natürlichen Landschaft (Erhaltung von Naturdenkmälern), der Pflanzen- und Tierwelt vor.

Die Verwendung der Sektion für den Naturschutz war vielfältig. Schon 1904 schloss sie sich der "Bewegung zur Erhaltung der Naturdenkmäler" an. Gemeinsam mit der kgl. Botanischen Gesellschaft, dem Naturwissenschaftlichen Verein und dem Alpenverein wurde im selben Jahr ein Vortrag über den "Schutz der natürlichen Landschaft, der Pflanzen- und Tierwelt, besonders in Bayern" veranstaltet, zu dem man einen Referenten, Professor Conwentz, bis aus Danzig herholte. Zum Thema "Über die Naturschutzparkbewegung und die Schaffung von Naturschutzparken in Deutschland und Österreich" gewannen dieselben Vereine im Jahre 1910 den Schriftsteller Friedrich Glaser aus Stuttgart für einen Vortrag. Die Naturschutzparkbewegung stieß bei der Sektion auf großes Interesse. "Die Ausführungen des Redners gipfelten in dem Satz, dass ein wirksamer und umfassender Naturschutz nur durch Schaffung von Naturschutzparken möglich sei".

Dieselben Vereine unterstützten auch einen vom Architekten- und Ingenieurverein im Jahre 1906 gebildeten Ortsausschuß für Naturpflege mit Materiallieferungen. Die Sektion intervenierte bei der Staatsbahn gegen die Zerstörung von Felspartien zwischen Minoritenhof und Lohstadt und zwischen Etterzhausen und Prüfening. Eine Zusage möglichster Schonung wurde erreicht. 1912 und 1913 wandte sie sich in aller Öffentlichkeit gegen die Ausplünderung der Natur, der einheimischen Flora. Beanstandet wurde vor allem das Abreißen von Wiesenblumen und Zweigen durch die sogenannten Holzweiber, die sie dann auf dem Markt verkauften. Die Sektion richtete ein Gesuch an die Stadtverwaltung, den Verkauf wild wachsender Pflanzen, von Blumen und Zweigen auf dem Markt zu verbieten.

Bei anderen Grundstückseigentümern als der Staatsbahn stieß die Sektion mit ihren Bemühungen um Sicherstellung von Naturdenkmälern, insbesondere von markanten Felspartien im Donautal oberhalb Regensburgs auf wenig Verständnis. Im Jahresbericht 1905 wird der Mangel an rechtlichen Handhaben zum Schutz von Naturdenkmälern beklagt. Bei der kgl. Staatsregierung wird angeregt, ein entsprechendes Schutzgesetz zu erlassen.

Unter den gegebenen Umständen sah die Sektion einen Weg zur Rettung von Naturdenkmälern vor allem durch unmittelbaren eigenen, insbesondere finanziellen Einsatz. Im Jahre 1905 hatte sie damit bei ihren Bemühungen, die Felspartien am Hanselberg zu sichern, allerdings keinen Erfolg. Die Gemeinde Obemdorf als Grundstückseigentümerin und der Betreiber des dortigen Steinbruches stellten zu hohe Ablösungsforderungen. Der ins Auge gefasste Erwerb des betroffenen Grundstücks konnte daher nicht verwirklicht werden. Mehr Glück hatte die Sektion mit einer Intervention im Jahre 1912. Der Wald auf dem Grundstück, das die Kanzel und einen markanten Aussichtspunkt trägt, sollte abgeholzt werden. Das Holz war bereits zum Abtriebe verkauft. Das Absprengen der Felsen hätte kaum lange auf sich warten lassen. Die Sektion entschloss sich, das ganze betroffene Grundstück zu kaufen. Der Kaufpreis von 708 Mark konnte nur zum Teil aus dem Naturschutzfond abgedeckt werden. Im Übrigen musste vorläufig auf den Fond zum Turmbau auf dem Jugenberg zurückgegriffen werden. 1914 konnte nach langen Verhandlungen mit der Gemeinde Oberndorf erreicht werden, das in deren Eigentum stehende weitere Waldgebiet am Hanselberg zu erhalten.

Im Donautal unterhalb der Weichselmühle bei Sinzing erwarb die kgl. Botanische Gesellschaft Regensburg im Jahre 1906 den sogenannten Schutzfelsen, der sich vom Schwalbennest flussabwärts erstreckt, und rettete ihn so vor dem Abbruch durch einen Steinbruchbetrieb. Nunmehr kaufte der fürstliche Oberbaurat Max Schultze ein weiteres Felsgebiet an und ergänzte damit die Rettungsaktion. Er überließ es der Sektion zur Erschließung als Wandergebiet. Der von ihr neu angelegte, zum Teil mit Eisengeländern gesicherte Steig wurde in dankbarer Anerkennung der Verdienste des Initiators Max-Schultze-Steig benannt. Die bei der Vorbereitung des Felsabbaus entstandenen Ödflächen wurden von Hilfskräften der Sektion wieder in einen mehr naturgemäßen Zustand versetzt.

Bei der Drachenschlucht wollte der Grundstückseigentümer im Jahre 1907 Felsen absprengen und eine Baumgruppe abschlagen. Die Sektion entschloss sich zum Ankauf, hatte jedoch nicht die erforderlichen Mittel. Gleichwohl kam das Vorhaben zustande, da "seine hochfürstliche Durchlaucht, der regierende Fürst Albert von Thurn und Taxis in huldvollster Weise eine namhafte Summe bewilligte".

Bei der Zusammensetzung der Mitgliedschaft und ihrem Niveau ergab es sich wohl von selbst, dass die Vereinstätigkeit, obwohl in der Satzung nicht angesprochen, auch kulturell ausgerichtet war. Das zeigte sich vor allem bei den von der Sektion veranstalteten oder mitgestalteten Ausstellungen von 1906 und 1910, wobei besonders die erstere eine betont künstlerische Note hatte. Das kam in einer, wenn auch nicht kontinuierlichen, so doch recht bedeutenden Vortragstätigkeit vor allem in den ersten Jahren des Vereinsbestandes zum Ausdruck. Schon im Jahre 1903 hielten Vorträge der kgl. Reallehrer Eduard Daum: "Das obere Donautal" und Dr. Alfred Roseher: "Schneeschuhlauf im Riesengebirge". Lebendiger noch im Jahre 1904! Neben dem bereits erwähnten Professor Conwentz brachte der Hofapotheker Franz Rehm einen Vortrag mit Lichtbildern: "Das Leben der Alpenpflanzen in Natur und Kultur". Oberbaurat Max Schultze begann seine Vortragsreihe: "Die landschaftliche Umgebung Regensburgs in künstlerischer Beziehung". Die Folgen zwei und drei schlossen sich in den Jahren 1905 und 1906 an. 1905 sprach Forstamtsassessor Hoffmann über: "Der deutsche Wald im Wechsel der Zeiten und Ziele der modernen Forstwirtschaft".

In den Jahren 1909 bis 1911 hielt neben dem schon angeführten Friedrich Glaser der Straubinger Amtsrichter Fumian auf Einladung der Sektion mit großem Beifall aufgenommene Vorträge u.a. über "Wintersport im Bayerischen Wald".

Auch das gesellige Leben wurde von Anfang an gepflegt. Die Vorträge wurden zum Teil im Rahmen solcher geselliger Veranstaltungen gehalten, die vereinzelt auch als Familienabende mit zusätzlichem buntem Programm ausgewiesen sind. Um Mittel zur Aufstockung des gebildeten Turmbaufonds Jugenberg zu gewinnen fanden sich 1905 einige Damen und Herren zur Aufführung des oberbayerischen Theaterstücks "s'Lenei von Oberammergau" zusammen, das mit großem Beifall aufgenommen wurde und wiederholt werden musste.

Anzuführen sind hier die ab 1909 jährlich mindestens einmal, meistens mehrmals abgehaltenen Herrenabende, die zunächst der Verbesserung des Kontakts zwischen breiter Mitgliedschaft und dem Vorstand, dann aber auch der Geselligkeit vor allem im Winter dienen sollten. Mit einem bunten Programm, das von Gesangs- und Musikdarbietungen bis zu zwangloser Besprechung von Heimatliteratur und zu Vorträgen über heimische Pflanzen und über touristische Ausrüstung und erste Hilfeleistung bei Unfällen reichte, erhielten sie auch eine kulturelle Ausrichtung.

Im Jahre 1914 wurde in den Räumen der Nebenstelle der Landesgewerbeanstalt am Neupfarrplatz eine Vereinsbücherei eingerichtet. Bücherwart war Eugen Wiedamann.

Die Sektion unterhielt mannigfaltige Beziehungen zu anderen Vereinen und Verbänden. Sie war als solche Mitglied des Waldvereins mit dem damaligen Sitz in Passau. Das Verhältnis zu ihm war zunächst gut. Auf der Generalversammlung des Waldvereins im September 1903 wurde der Sektion allgemeine Anerkennung für ihre eifrige Tätigkeit ausgesprochen. Als Ort für die Generalversammlung 1905 wurde einstimmig Regensburg gewählt. Sie fand dort am 2. und 3. September dieses Jahres auch statt, eine "würdig verlaufende Versammlung", wie der Jahresbericht der Sektion 1905 abschließend vermerkt. Später trübte sich das Verhältnis. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung des Waldvereins in Regensburg am 12. Juni 1910 wurde über den Antrag der Sektion: "Durchführung einer einheitlichen Markierung im ganzen Waldgebiete" verhandelt. "Nach längeren Erörterungen", so der Jahresbericht 1910, "kamen die Vertreter unserer Sektion zur Anschauung, dass man im Zentralausschuß nicht geneigt ist, der einheitlichen Markierung die Wege zu ebnen. Unser Antrag wurde zurückgezogen." Aus Protest blieb die Sektion der Generalversammlung des Waldvereins am 8. September 1911 fern und beteiligte sich auch in den folgenden Jahren nicht mehr. Erst 1919 nahm man wieder wie selbstverständlich an der Delegiertenversammlung des Waldvereins in Plattling teil. Zeitablauf und angesichts der Katastrophe des verlorenen Krieges eine wesentlich andere Bewertung und Einordnung der Vorgänge haben hier wohl eine Rolle gespielt.

Freundschaftliche und zeitweise recht lebhafte Beziehungen bestanden zu den kleinen Nachbarsektionen Wörth, im Jahre 1903 aus der Umwandlung des dortigen Verschönerungsvereins hervorgegangen, Regenstauf, Umbildung des Bergvereins in eine Waldvereinssektion im Jahre 1905, und Falkenstein. Als den finanzschwächeren Vereinen wurden Wörth im Jahre 1903 und Falkenstein in den Jahren 1910 und 1911 zur Unterstützung ihrer Markierungstätigkeit Zuschüsse von 100 und zweimal 50 Mark gewährt. Im Jahre 1913 wurde frühzeitig mit diesen beiden Sektionen, ferner mit den Verschönerungsvereinen Donaustauf und Nittenau ein Markierungsplan für das Gebiet der Falkensteiner Bahn, die am 22. Dezember dieses Jahres eröffnet wurde, ausgearbeitet.

Wie bereits vermerkt schloss sich die Sektion mit der kgl. Botanischen Gesellschaft, dem Naturwissenschaftlichen Verein, der Regensburger Sektion des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins wiederholt zu gemeinsamen Aktionen zusammen: zur Sicherung von Naturdenkmälern, zur Veranstaltung von Vorträgen, zur Beteiligung an der Kreisausstellung 1910. Anlässlich der Hauptversammlung des Alpenvereins im Juli 1913 in Regensburg übernahm die Sektion die Ausrichtung mehrerer Touren in den Bayerischen Wald, von denen wegen des schlechten Wetters nur zwei unter Führung der bei den Vorsitzenden zum Osser, großen Arber, zum großen Falkenstein und zum Rachel durchgeführt werden konnten. "Die Stimmung der 25 und 22 Teilnehmer war die beste. Die Gäste waren hoch entzückt über die prächtigen Waldbestände und die großartigen Landschaftsbilder".

Vor der Generalversammlung des Nordbayerischen Verkehrsvereins im September 1910 hielt der 2.Vorsitzende der Sektion, Dr. Roscher, einen Vortrag: "Die Oberpfalz in landschaftlicher Beziehung", der reichen Beifall erntete.

Das von der Sektion 1905 beschlossene Projekt: "Errichtung eines Aussichtsturmes auf dem Jugenberg" wurde vom Verschönerungsverein Nittenau bis zum Jahre 1909 durch jährliche Zuschüsse von 20 oder 30 Mark unterstützt. Als eine in diesem Jahr in Auftrag gegebene Planung einen Kostenanschlag von ca. 5.000 Mark ergab und damit die Finanzierung des Vorhabens in absehbarer Zeit ausschloss, stellte der Verschönerungsverein die finanzielle Förderung ein. Von der Sektion wurden weiterhin Mittel angesammelt.

Im Jahre 1913 erging an die Sektion eine Einladung des Vereins für Fraueninteressen zu einem Vortrag: "Der Sport und die Frau".

Die Vereinsarbeit war, wenn auch im Rahmen der Satzungsbestimmungen oder in Anlehnung daran, umfassend. Man beschränkte sich nicht auf die schlichte Erfüllung der satzungsmäßigen Aufgaben; man fühlte sich für Zustände und bestehende Verhältnisse verantwortlich. Das kam durch Interventionen gegen die Zerstörung oder Beeinträchtigung von Naturdenkmälern, gegen die Ausplünderung der heimischen Flora, durch Vorstellungen bei Behörden, durch Bemühungen um die Hebung des Fremdenverkehrs zum Ausdruck. Dieser Einstellung entsprach es auch, dass die Sektion an dem Schicksal der im Jahre 1909 von einem verheerenden Hochwasser an Schwarzer Laber, an Naab und Regen Betroffenen Anteil nahm und durch eine Geldspende von 100 Mark sich an der Beseitigung der Schäden beteiligte. Solches Verhalten hatte wohl auch seine Grundlage in einer "vaterländischen" Einstellung, in der die Verantwortlichkeit der Sektion für Heimat und Vaterland zum Ausdruck kam. Ein solcher Ton bedurfte allerdings eines besonderen Anlasses. Die Jahresberichte zeichnen sich durchwegs durch eine rein sachbezogene Darstellung aus. Lediglich in dem Zehnjahresrückblick vom Jahre 1912 wird die Tätigkeit der Sektion als "vaterländisch" bezeichnet. Der kulturelle Stand unseres Volkes, so heißt es weiter, bringe es mit sich, dass das Verlangen nach Erholung durch Wandergenuß alle Stände umfasse.

In den Jahresberichten der Kriegsjahre 1914 bis 1918 nimmt allerdings die Sorge um das Vaterland, die Anteilnahme am Kriegsgeschehen und der Wunsch nach dessen siegreicher Beendigung breiteren Raum ein.

"In tiefernster Stunde" wird der Jahresbericht 1914 erstattet. "Der Verein stand eben noch in einer hoch gespannten Tätigkeit, da brach der Weltkrieg aus! Viele unserer Mitglieder folgten den Fahnen. Mögen sie nach glücklicher Heimkehr aus dem Felde auch weiterhin zum Gedeihen des Vereins beitragen. - Trotz der sturmbewegten Zeit blicken wir mit vollem Vertrauen in die Zukunft. Es wird wohl jedem Deutschen zum Bewusstsein gekommen sein, dass unsere tapfere Armee im Felde nicht nur für Ehre und Fortbestand des Vaterlandes, sondern auch für die Weiterentwicklung der deutschen Kultur streitet. Dem deutschen Volke wird die große Zeit neues Leben bringen; eine neue Zeit wird anbrechen! - Nach der siegreichen Beendigung des Krieges wollen wir mit allen Mitteln eine neue lebendige Tätigkeit für unsere Ziele aufnehmen".

"Als wir", so heißt es im Bericht über das Jahr 1915, "den letzten Jahresbericht erstatteten, waren wir alle der sicheren Erwartung, dass im Jahre 1915 der die ganze Welt durchtobende Völkerkampf sein Ende finden werde. Doch diese Hoffnung erwies sich leider als trügerisch. Selbstverständlich wurden die Arbeiten des Vereins durch die Kriegsverhältnisse stark beeinträchtigt, wiewohl eine kleine Schar Vereinsangehöriger das Jahr über eifrigst bemüht war, das Bestehende zu erhalten und, so gut es ging, weiter auszubauen. Sogar Neues wurde in Angriff genommen. - Die Vereinsleitung wird alles aufbieten, dass die kommende neue Zeit den Waldverein mit seinen vaterländischen, gemeinnützigen Zielen auf seinem Posten findet".

Aus dem Jahresbericht 1916: "Mit gesteigerter Heftigkeit tobte der Krieg im Jahre 1916 weiter. Dank der heldenhaften Tapferkeit unserer Streiter blieb auch in diesem Jahr das Vaterland verschont von den Verwüstungen und Zerstörungen des furchtbaren Weltenbrandes. - Möge das kommende Jahr unserem Vaterland siegreichen Frieden, unserem Verein aber neues Wachstum und Gedeihen bringen."

Der für die Jahre 1917 und 1918 zusammengefasste Bericht, der erst zu Anfang 1919 erstattet wurde, lässt die Enttäuschung über den Ausgang des Krieges erkennen: "Während das Jahr 1917 Deutschland auf der Höhe seines militärischen Ruhmes sah, war es 1918 genötigt, seine Gegner um Waffenstillstand zu bitten. Fürwahr ein ungeheurer Umschwung der Dinge, ein Sturz von tragischer Größe. - Aufs herzlichste grüßen wir unsere vom Felde zurückgekehrten Mitglieder. Das im innersten Kerne tüchtige deutsche Volk wird auch die jetzigen schweren Schicksalsschläge überwinden".

Dem Erscheinungsbild des Vereins entsprach eine sehr geordnete Geschäftsführung. Sie ermöglichte es, dass selbst noch im Jahre 1916 die Markierungen auf einer Strecke von 206 km erneuert und Wege instandgesetzt werden konnten. Die Jahresberichte wurden - das Jahr 1917 ausgenommen - regelmäßig, zeitgerecht und sehr eingehend erstattet. Entsprechendes gilt für die Mitgliederversammlungen, die bis zum Jahre 1909 in der Augustinerbrauerei, von 1910 an in der Brauerei Bischofshof abgehalten wurden. Lediglich im Jahre 1918 sah sich der Vorsitzende veranlasst, dem Registergericht am 11. März mitzuteilen: "Die bis längstens 1.3.1918 fällige ordentliche Mitgliederversammlung kann vorerst nicht abgehalten werden, da ein großer Teil der Mitglieder im Felde steht, im Übrigen aber wegen der Beheizungsschwierigkeiten ein geeignetes Lokal zur Zeit nicht zu erhalten ist. Die Vereinsgeschäfte werden jedoch vom Vorstand ordnungsgemäß weitergeführt".

Die Satzung wurde dreimal, in den Jahren 1905, 1913 und 1917, der Vereinszweck nur 1905 und 1917 geändert. Es wurden also selbst im Kriege und zwar in der Zeit der größten nationalen Anspannung Überlegungen über die Vereinsaufgaben angestellt und zum Abschluss gebracht. Der Vorstand wurde jährlich gewählt. Im Jahre 1917 legte der damalige 1. Vorsitzende Anton Mayer sein Amt nieder. Die Geschäfte wurden von dem 2. Vorsitzenden Hans Rehm weitergeführt. Rehm starb am 19. November 1918.

Die Finanzwirtschaft wurde straff geführt. Die Geschäftsführung war sparsam. Für die umfangreichen Arbeiten der Referenten, vor allem für Markierungen und Wegebaumaßnahmen, stand eine bezahlte Hilfskraft zur Verfügung. Man war stets in der Lage, für unabweisbare Ausgaben die erforderlichen Mittel aufzubringen, wenn auch da und dort nur mit Hilfe von Förderern.

Der Vereinsbeitrag von 4,- Mark jährlich war gemessen an der damaligen und verglichen mit der heutigen Kaufkraft verhältnismäßig hoch. Er blieb über das Kriegsende hinaus unverändert. Wies die Rechnung für das Jahr 1903 noch

  • Einnahmen von 1.790,75 Mark und

  • Ausgaben von 1.669,17 Mark aus,

so hatten sich die Beträge für das Jahr 1906 auf

  • Einnahmen von 3.079,77 Mark und

  • Ausgaben von 2.701,30 Mark erhöht.

Die Abschlüsse bis zum Ende des 1. Weltkrieges blieben indessen meist hinter diesen Beträgen zurück. Nur in den Jahren 1907,1912 und 1914 wurden sie überschritten, im Jahre 1907 erheblich:

  • Einnahmen = 3.627,18 Mark,

  • Ausgaben = 3.287,29 Mark.

Für Aufwendungen zur Erfüllung von Aufgaben von besonderer Bedeutung wurden Fonds gebildet, denen alljährlich Mittel zugeführt wurden:

  • 1905 zur Errichtung eines Aussichtsturmes auf dem Jugenberg, dem in diesem Jahr erstmals ein Betrag von 262,56 Mark zugeführt wurde. Im Jahre 1918 erreichte er eine Höhe von 1.766,88 Mark. 1920 wurde er wegen Undurchführbarkeit des Projektes aufgelöst. Dem Verschönerungsverein Nittenau wurde sein Anteil samt Zinsen, insgesamt 536 Mark, hinausbezahlt.

  • 1906 Fond zur Finanzierung der Beteiligung der Sektion an der Kreisausstellung 1910,

  • 1908 Fond zur Förderung des Wintersports, der allerdings alsbald wieder aufgelöst wurde,

  • 1910 Fond zur Erhaltung von Naturdenkmälern,

  • 1916 Fond zur Herausgabe von Karten, der noch in diesem Jahr einen Bestand von 701,01 Mark auswies,

  • 1917 Fond für Markierungszwecke mit einem Bestand in diesem Jahr von 944,11 Mark.

Auch im Kriege wurde, wie ersichtlich, eine geordnete Finanzwirtschaft betrieben.

Die Zusammenarbeit im Vorstand scheint durchwegs gut gewesen zu sein. Von Meinungsverschiedenheiten ist nirgends die Rede. Der Vorstand war offenbar eine Arbeitsgemeinschaft, in der keiner eine dominierende Stellung einnahm. Das gilt auch für den Stadtkämmerer Philipp Dümler, den man als Gründer des Vereins ansprechen kann, in den ersten Jahren auch sein Vorsitzender. Auch für das sehr umfangreiche Markierungswerk wird als Organisator eine Einzelpersönlichkeit nicht genannt. Der Nachfolger von Dümler, der 1. Vorsitzende von 1906 bis 1917, Anton Mayer, wird über seine Qualität als solcher hinaus nicht hervorgehoben. Er scheint aber ein tüchtiger Vereinsleiter gewesen zu sein, sonst hätte man ihn nicht alljährlich wiedergewählt. Die Jahresberichte lassen zum Teil seine Handschrift - er war ein bedeutender Botaniker - erkennen. So wendet sich der Jahresbericht 1913 gegen die Ausrottung bedrohter Pflanzen der heimischen Flora. Es wird ersucht, jede Übertretung unnachsichtlich anzuzeigen. Vielleicht könne dem Vandalismus durch empfindlichste Strafen begegnet werden. Im Jahre 1912 erhielt Anton Mayer die Ehrenmitgliedschaft der Sektion. Diese wurde schon vorher, im Jahre 1906 dem ausgeschiedenen ersten Vorsitzenden Dümler und im Jahre 1907 Max Schultze zuerkannt. Außer Anton Mayer wurde im Jubiläumsjahr 1912 - zehnjähriges Bestehen des Vereins - die Ehrenmitgliedschaft folgenden Persönlichkeiten verliehen: Fabrikbesitzer Franz Weigert, den Vorstandsmitgliedern Georg Mayer, Georg Lorch, Max: Kappelmeier, Karl Gullemann und Eugen Wiedamann.

Neben formlosen Besprechungen fanden jährlich meist vier, manchmal auch mehr, 1905 zehn Vorstandssitzungen statt.

Fürstlicher Oberbaurat Max Schultze

Fürstlicher Oberbaurat Max Schultze

Abdruck mit freundlicher Erlaubnis des Fürst Thurn und Taxis Zentralarchivs, Fotosammlung F 10.0

Markant hervorgetreten ist in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg eine Persönlichkeit, die mehrmals die Höhepunkte des Vereinsgeschehens bestimmt oder zumindest mitbestimmt hat: der fürstliche Oberbaurat Max Schultze. Schon vom Thema her bemerkenswert war seine Vortragsreihe "die landschaftliche Umgebung Regensburgs in künstlerischer Beziehung". An der Ausstellung des Vereins im Jahre 1906 und an der Kreisausstellung 1910 hat er mitgewirkt. Sein besonderes Verdienst war die Sicherung von Felspartien im Bereich des Schwalbennestes im Donautal durch den Ankauf des Felsgrundstückes. Bei seinem Wegzug aus Regensburg am 1. Dezember 1912 schenkte er es der Stadt Regensburg mit der Auflage, es in seinem natürlichen Zustand zu belassen und die schon seit 1906 bestehende Betreuung durch die Sektion aufrecht zu erhalten.

Mehrere Persönlichkeiten sind immer wieder als Förderer des Vereins hervorgetreten. In den ersten Jahren nach der Gründung waren das der Brauereibesitzer Röhrl in Eilsbrunn und der Realitätenbesitzer Poschenrieder in Alling. Vom Jahre 1909 an tat sich als Förderer besonders der Fabrikbesitzer Weigert hervor, der die Eisenteile für die zahlreichen Ruhebänke, die vom Verein aufgestellt wurden, zur Verfügung stellte. Hoher Förderer der Sektion war schließlich das fürstliche Haus Thurn und Taxis. Eine im Zusammenhang mit Wegebauten bei Alling entdeckte Tropfsteinhöhle wurde "in dankbarer Anerkennung des fürstlichen Wohlwollens Fürst Albert-Höhle benannt". Der Name wurde in die Felswand eingemeißelt.

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